Abgeschlossene Projekte

  • Nach Moskau. Deutsche Emigranten im sowjetischen Exil und im Kulturbetrieb der DDR / Garstka, Hartmann / Faulenbach, Flegel, Hoffmann (Thyssen Stiftung)
  • Life Writing Andersdenkender in der Sowjetunion (1960er bis 80er Jahre) / Lecke/Jüttner (DFG-Förderung
  • Politik und literarische Tradition: die Entwicklung der russisch-georgischen Literaturbeziehungen seit der Perestrojka / Lecke/Chkhaidze (Volkswagenstiftung)
  • [Abschluss 2017] Lion Feuchtwanger, Moskau 1937 / Hartmann
  • Forschungs- und Editionsprojekt „Pseudonymen-Lexikon der russischen Emigration in Europa (1917–1944)“ / Schruba (DFG-Förderung)
  • 2012 [2015] Fiktionale Gedankenexperimente. Kontrafaktisches Erzählen zwischen Wissenschaft und Literatur“. / Nicolosi (DFG-Förderung)
  • 2011 [2014] RussianHQ / Waschik http://www.lesenhq.net/
  • 2010 [2013] Estrada! Schlager und Gesellschaft in der Sowjetunion im Zeitraum von 1953 bis 1985 / Grabowsky (DFG-Förderung)
  • 2009 [2014] Russische Regionen (RuReg) - Akustische Datenbank mit diskursiver Annotation / Sappok (DFG-Förderung) http://rureg.fh-bochum.de/de/
  • 2007 [2009] Editionsprojekt des redaktionellen Briefwechsels der russischen Emigrantenzeitschrift der 1920er – 1930er Jahre „Sovremennye zapiski“ / Schruba (DFG-Förderung)
  • 2000 [2003] Projekt Vondrášek/Eimermacher: Transformationsprozesse der tschechischen Kultur 1990-1997 (DFG)
  • 1999 [2001] Projekt Waschik: Signs for a Better Future. Soviet Poster Art and Visual Communication (zusammen mit N. Baburina, S. Artamonova u.a.) (INTAS EU)
  • 1998 [2004] Projekt Eimermacher/Herrmann/Korn/Volpert (und russische Partner): Die Beziehungen zwischen Russen und Deutschen im 20. Jahrhundert (Fortsetzung des Wuppertaler Lev-Kopelev-Projekts)
  • 1998 [2001] Projekt Waschik/Baburina (Moskau): Werben für die Utopie. Das russische und sowjetische politische Plakat des 20. Jahrhunderts als ästhetisches und soziokulturelles Zeichen. Ikonographische und funktionsanalytische Entwicklungsaspekte eines kunstgeschichtlichen und ideologischen Genres (Fritz Thyssen Stiftung)
  • 1998 [1999] Projekt Waschik/Baburina (Moskau): 1917. Plakat und Revolution. Ein multimediales Übungsprogramm zur Geschichte des russischen und sowjetischen Plakats
  • 1997 [2003] Projekt Eimermacher/Barabanov (Moskau): Die russisch-sowjetische bildende Kunst der letzten 50 Jahren (1945-1995) (DFG
  • 1996 [2003] Projekt Eimermacher/Waschik: Formen, Mechanismen und Strukturen der sowjetischen Kulturpolitik von 1917 bis 1940 (In Zusammenarbeit mit: ROSARCHIV, RGASPI, RGANI, GARF, RGALI, Staatl. Kino-Photo-Archiv Krasnogorsk) (DFG)
  • 1996 [2001] Projekt Eimermacher: Kulturpolitische Entscheidungsmechanismen im Apparat des Zentralkomitees der KPdSU (1953-1957)
  • 1996 [2001] Graduiertenkolleg Eimermacher/Bonwetsch/Beilenhoff/Haardt u.a.: Kulturelles Bewußtsein und sozialer Wandel in der russischen und sowjetischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts (DFG)
  • 1996 [1999] Projekt Vondrášek/Eimermacher: Sowjetisches Kulturmodell und das tschechische Theater, 1945 bis 1989. Zum Spannungsverhältnis zwischen der tschechoslowakischen Kulturpolitik und dem tschechischen Theater während der kommunistischen Diktatur (VolkswagenStiftung)
  • 1996 [1998] Projekt Eimermacher/Afiani (Moskau): Decision Making in der Ideologischen Kommission des ZK der Partei, 1956 bis 1963
  • 1995 [2000] Projekt Eimermacher/Klussmann/Hartmann/Hoffmann: Modell Bochum zur Weiterqualifizierung russischer Germanisten (VolkswagenStiftung)
  • 1995 [1997] Projekt Waschik: Educational Computer Systems in Human Spheres of Knowledge (zusammen mit österreichischen und russischen Partnern) (INTAS EU)
  • 1995 [1997] Projekt Waschik: Data Base on Russian and Soviet Culture of the 20th Century (zusammen mit russischen und österreichischen Partnern) (INTAS EU)
  • 1994 [1999] Projekt Bljum (St. Petersburg): Entstehung, Entwicklung und Funktionsweise der sowjetischen Zensur 1917 bis 1991
  • 1993 [1999] Projekt Kretzschmar: Systemtheoretische Studien zur Ausdifferenzierung der literarischen Kommunikation in Rußland zwischen 1700 und 1825
  • 1993 [1999] Projekt Dinerštejn (Moskau): Charakter und Funktion des frühen sowjetischen Verlagssystems 1917 bis 1930
  • 1993 [1996] Projekt Eimermacher/Waschik/Barabanov/Sieber: Nationales Bewußtsein und Identitätsbildung. Zur Genese und Transformation nationaler und wertkonservativer Konzepte in der russischen Gegenwartskultur der 60er bis 90er Jahre (VolkswagenStiftung)
  • 1993 [1995] Projekt Eimermacher: Das Werk des Moskauer Malers Vladimir I. Jakovlev
  • 1992 [1997] Projekt Gorjaeva (Moskau): Aspekte und Probleme der sowjetischen Zensur 1917-1991
  • [1990er Jahre] Projekte Eimermacher: Vadim Sidur. Das graphische Werk und Die Kunst der Apokalypse. Studien zum Werk Vadim Sidurs in den siebziger und achtziger Jahren
  • 1990 [2004] Projekt Eimermacher/Schruba: Russische literarische Gruppen und ihre Manifeste
  • 1989 [2000] Projekt Eimermacher: Theorie und Methodologie der russischen Kultur
  • 1989 [1996] Projekt Eimermacher: Die sowjetische Literaturpolitik von 1917 bis 1932
  • 1989 [1994] Projekt Bljum (St. Petersburg): Die sowjetische Literaturzensur der 20er Jahre
  • 1989 [1993] Projekt Kretzschmar/Eimermacher: Analyse und Dokumentation der sowjetischen Kulturpolitik von 1970 bis 1985 (Fritz Thyssen Stiftung)
  • 1987 [1993] Projekt Eimermacher/Klussmann/Hartmann/Eggeling: Sowjetkultur und literarisches Leben in der DDR. Geschichte und Strukturen eines Spannungsverhältnisses (DFG)
  • 1987 [1989] Projekt Eggeling/Eimermacher: Analyse der sowjetischen Literaturpolitik von 1953 bis 1970 (VolkswagenStiftung)

Langliste der abgeschlossenen Projekte

1987 [1989] Projekt Eggeling/Eimermacher: Analyse der sowjetischen Literaturpolitik von 1953 bis 1970 (VolkswagenStiftung)

 

Im Mittelpunkt dieses Projekts stand die Perpetuierung sowie der Verfall des stalinistischen Kulturmodells in den verschiedenen „Tauwetter“- und „Frost“-Perioden der fünfziger/sechziger Jahre. Eine umfangreiche Monographie mit Dokumenten erschien 1994 unter dem Titel Wolfram Eggeling, Die sowjetische Literaturpolitik zwischen 1953 und 1970. Zwischen Entdogmatisierung und Kontinuität. Bochum 1994, 851 S. Eine russische Fassung des monographischen Teils dieser Publikation wurde 1999 in Moskau unter dem Titel Politika i kul'tura pri Chruščeve i Brežneve 1953-1970 veröffentlicht.

 

1987 [1993] Projekt Eimermacher/Klussmann/Hartmann/Eggeling: Sowjetkultur und literarisches Leben in der DDR. Geschichte und Strukturen eines Spannungsverhältnisses. (DFG)

 

Das slavistisch-germanistisch angelegte Projekt befaßte sich mit einem wenig erforschten Bereich der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zwar war die enge Orientierung der SBZ und frühen DDR am Vorbild der Sowjetunion unbestritten, doch fehlten konkrete Belege, wie das sowjetische Modell in Deutschland eingeführt, propagiert und durchgesetzt wurde. Erst mit der Öffnung bedeutender Archive in Moskau und Ost-Berlin seit Ende der 1980er Jahre wurde ein Blick hinter die Kulissen, auf die Mechanismen von Transfer und Rezeption, Vorgaben und ihrer Umsetzung, verordneten Mustern und gegenläufigen Impulsen möglich. Einzelne Phasen erklären sich aus der Abhängigkeit des Kulturbereichs von der Politik und seiner Vernetzung mit der Ideologie. Die innersowjetische Re-Stalinisierung nach 1945 blieb in Deutschland zunächst scheinbar folgenlos. Der Ausbruch des Kalten Krieges 1947/48 markiert dann den Übergang von einer weitgehend offenen Situation zur forcierten Angleichung an die Sowjetunion in allen Bereichen. Die kulturelle Außensteuerung erfolgte vor allem durch die Kulturoffiziere der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, die jedoch ihrerseits abhängig waren von den Direktiven der Moskauer Dienststellen. Zunehmend entwickelte sich jedoch eine besondere deutsche Dynamik zwischen Internalisierung, Anpassung, Eigeninitiativen und Selbstbehauptung. Diese Vorgänge wurden in dem Projekt anhand exemplarischer Ereignisse und Debatten im Detail untersucht. Mit der Rekonstruktion der gegenseitigen Wahrnehmung wurde eine Ebene des Kommentars zu der allgemeinen politischen Geschichte, zur Institutionengeschichte und zur Kulturpolitik eingezogen, die Einblick in die psychologische Wirkung der sowjetischen Nachkriegspräsenz gestattet. Aus dem Projekt gingen neben verschiedenen Aufsätzen der Band Die Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft. Zum Aufbau einer Institution in der SBZ/DDR zwischen deutschen Politikzwängen und sowjetischer Steuerung. Berlin 1993, 123 S. und als umfassendes Projektergebnis die Monographie A. Hartmann/W. Eggeling, Sowjetische Präsenz im kulturellen Leben der SBZ und frühen DDR (1945-1953), Berlin 1998, 426 S. hervor.

 

1989 [1993] Projekt Kretzschmar/Eimermacher: Analyse und Dokumentation der sowjetischen Kulturpolitik von 1970 bis 1985 (Fritz Thyssen Stiftung)

 

Das Forschungsprojekt hatte zum Ziel, das Projekt zur Literaturpolitik der fünfziger bis siebziger Jahre in der UdSSR chronologisch bis zu Gorbačevs Machtantritt im Jahre 1985 fortzuführen. Stärker als in der Phase von 1953 bis 1970 wurden für dieses Projekt neben den zentralen literaturpolitisch relevanten Dokumenten auch Materialien der angrenzenden kulturellen Bereiche herangezogen, so daß ein breites Bild der sowjetischen Kulturpolitik von 1970 bis 1985 entstanden ist. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen erschienen 1993 unter dem Titel Dirk Kretzschmar, Die sowjetische Kulturpolitik 1970-1985. Von der verwalteten zur selbstverwalteten Kultur. Analyse und Dokumentation, Bochum 1993, 873 S. Eine russische Fassung dieser Veröffentlichung ist unter dem Titel Politika i kul'tura pri Brežneve, Andropove i Černenko 1970-1985, Moskau 1997, 316 S. erschienen.

 

1989 [1994] Projekt Bljum (St. Petersburg): Die sowjetische Literaturzensur der 20er Jahre

 

Untersuchungsgegenstand des Projekts waren die Mechanismen der Zensur in der frühen Sowjetunion (1917-1929), d.h. insbesondere die Gründungsbedingungen und die Arbeit in der obersten Zensurbehörde (GLAVLIT) und ihren untergeordneten Instanzen auf der Basis von bisher unzugänglichen und zudem über verschiedene Archive verstreuten Materialien. Dabei wurde der Schwerpunkt auf die Auswirkungen der Zensurpraxis auf verschiedene kulturelle Bereiche gelegt, wie etwa auf das Gebiet der Emigrantenpresse und -literatur, das Verlagswesen, die klassische und zeitgenössische russische und sowjetische Literatur, das Theater, die Oper, die Unterhaltungsmusik und die Kinderliteratur. Insbesondere letztere Beispiele illustrieren anschaulich die Eigendynamik des Zensurwesens, die weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausging und nicht einer gewissen Absurdität entbehrte. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden bereits 1994 in dem in St. Petersburg erschienenen Band Za kulisami 'ministerstva pravdy'. Tajnaja istorija sovetskoj cenzury 1917-1929 veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung ist in der wissenschaftlichen Reihe des Lotman-Instituts (Band 13/I) unter dem Titel Arlen Bljum, Zensur in der UdSSR. Hinter den Kulissen des „Wahrheitsministeriums“ 1917-1929, Bochum 1999 erschienen.

 

1989 [1996] Projekt Eimermacher: Die sowjetische Literaturpolitik von 1917 bis 1932

 

Das Projekt stellte eine Weiterführung von Untersuchungen dar, die Anfang der siebziger Jahre vom Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien (Köln) gefördert wurden; die damaligen Forschungsergebnisse wurden aufgrund neuerer Quellenveröffentlichungen für eine erste Publikation in Moskau in russischer Sprache und eine zweite, wesentlich überarbeitete und erweiterte deutsche Ausgabe präzisiert. Die russische Edition ist 1992 erschienen. Die deutsche Ausgabe wurde in der wissenschaftlichen Reihe des Instituts unter dem Titel Karl Eimermacher, Die sowjetische Literaturpolitik 1917-1932. Von der Vielfalt zur Bolschewisierung der Literatur. Analyse und Dokumentation, Bochum 1994, 936 S. veröffentlicht. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag auf der Analyse und Dokumentation der Vorgeschichte der Stalinschen Kulturpolitik, die mit dem Beginn der dreißiger Jahre relevant wird. Eine neue Fassung der russischen Ausgabe erschien unter dem Titel Politika i kul'tura pri Lenine i Staline, Moskau 1998, 204 S.

 

1989 [2000] Projekt Eimermacher: Theorie und Methodologie der russischen Kultur

 

In diesem Forschungsprojekt wurden – auf der Basis von Einzelprojekten und den Lehraufgaben des Instituts – methodologische Erfahrungen in kontinuierlich stattfindenden Kolloquien diskutiert. Das Hauptinteresse lag hier zum einen auf erkenntnistheoretischen Fragen, die sich aus der spezifischen Profilierung des Kultur- und Bewußtseinsbegriffs ergeben, zum anderen auf der Analyse der auch für die Erforschung der russischen Kultur zentralen Begriffe „Zeichen“, „Sprache“, „Text“/“Modell“, „Hierarchie“/„Peripherie“ usw. und der ihnen zugrunde liegenden Parameter beruhen. – Für den Bereich einer Semiotik der russischen Kultur wurde ein umfangreicher Textband mit Analysen der Moskauer und Tartuer Schule zusammengestellt. Im November 1997 wurde vom Lotman-Institut eine internationale Konferenz „Zum wissenschaftstheoretischen Status der Literaturwissenschaft“ veranstaltet, die methodologische Probleme der Literatur- und Kulturwissenschaft zum Schwerpunkt hatte. Zu diesem Forschungsschwerpunkt sind darüber hinaus folgende Publikationen erschienen:

 

Karl Eimermacher, Wie grell, wie bunt, wie ungeordnet. Modelltheoretisches Nachdenken über die russische Kultur. Bochum 1995. 765 S.; Ulrike Goldschweer, Das Komplexe im Konstruierten. Der Beitrag der Chaos-Theorie für die Literaturwissenschaft. Bochum 1998, 219 S.

 

1990 [2004] Projekt Eimermacher/Schruba: Russische literarische Gruppen und ihre Manifeste

 

Seit 1990/1991 wurde ein ursprünglich von der DFG gefördertes Forschungsprojekt zu den „Russischen literarischen Gruppen und ihren Manifesten, 1890-1932“ intensiv fortgeführt. Zusätzlich zur aufwendigen Rekonstruktion und enzyklopädischen Aufbereitung der Daten zu ca. 390 literarischen Gruppen und Organisationen wurde vor allem auch das Wechselverhältnis von Kulturkonzeptionen und ästhetischen Modellen literarischer Gruppen mit ihren gesellschaftspolitischen Implikationen untersucht. Die Materialbasis bildeten Manifeste, Programme, Resolutionen, Statuten, Sitzungsprotokolle, Rezensionen, zeitgenössische Berichte, Briefe und Memoiren. Das Forschungsprojekt ergänzte damit die Untersuchungen zur Literaturpolitik zwischen 1917 und 1932. Beide Teile (1: 1890-1917; 2: 1917-1932) des Projekts sind abgeschlossen und werden gegenwärtig zum Druck vorbereitet.

 

1990er Jahre Projekt Eimermacher: Vadim Sidur. Das graphische Werk und Die Kunst der Apokalypse. Studien zum Werk Vadim Sidurs in den siebziger und achtziger Jahren

 

Das umfangreiche und sehr vielfältige graphische Werk Sidurs sollte erstmals einer systematischen Untersuchung unterzogen werden. Dabei konzentrierte sich die Analyse vor allen Dingen auf drei Aspekte: 1. die formalen Konstitutionsweisen und ihre funktionalen Implikationen, 2. die Entwicklung des graphischen Werks seit den frühen fünfziger Jahren bis 1986 und 3. die Beziehung der Sidurschen Graphik zu seinem plastischen Werk, das in Untersuchungen bisher im Vordergrund gestanden hat. In äußerst umfangreichen Materialstudien und zahlreichen Veröffentlichungen wurde im Rahmen verschiedener Teilprojekte das Werk des inoffiziellen Bildhauers Vadim Sidur durch Karl Eimermacher und Gisela Riff damit erschlossen und bekannt gemacht. David Riff veröffentlichte zum Oeuvre Vadim Sidurs eine zweisprachig vorliegende digital-analoge Publikation mit dem Titel Myths, Cycles and the Modern Condition. The World of the Moscow Sculptor Vadim Sidur. Bochum 2000.

 

1992 [1997] Projekt Gorjaeva (Moskau): Aspekte und Probleme der sowjetischen Zensur 1917-1991

 

Das Forschungsprojekt befaßte sich mit den verschiedenen ideologischen und institutionellen Ausfächerungen des sowjetischen Zensursystems. Es untersuchte darüber hinaus in Fallstudien verschiedene, z.T. auch öffentlich gewordene Auseinandersetzungen zwischen Schriftstellern und Künstlern (vgl. der Fall Pil'njak 1929, die Bulldozer-Ausstellung 1974), um die Kontroll- und Regulierungsmechanismen des sowjetischen Kulturverwaltungsapparats zu rekonstruieren. Ergänzt wurden diese Studien durch Analysen kultureller Bereiche, die neben der Literatur und Kunst gewöhnlich außerhalb der Beschreibung und Interpretation bleiben: das Theater (am Beispiel des Theaters an der Taganka), der Zirkus und der Rundfunk. Als Publikation des ersten Projektteils wurde 1995 das Werk Isključit' vsjakie upominanija ... Očerki istorii sovetskoj cenzury [Jegliche Erwähnung ist auszuschließen ... Skizzen zur Geschichte der sowjetischen Zensur]. Minsk 1995, 332 S. vorgelegt. In der Projektfortsetzung (1995-1997) wurden erstmals aus den unterschiedlichsten zentralen und regionalen staatlichen Archiven Dokumente zur Zensur, zu ihrer administrativ organisierten Kontrolle und denjenigen normgebenden Instanzen zusammengetragen, die das öffentliche Leben insgesamt ideologisch reglementierten. Die Ergebnisse des zweiten Teils wurden in der Publikation Istorija sovetskoj političeskoj cenzury [Geschichte der sowjetischen politischen Zensur]. Moskau 1997, 672 S. vorgelegt.

 

1993 [1995] Projekt Eimermacher: Das Werk des Moskauer Malers Vladimir I. Jakovlev

 

Intention des Projekts war, aus völlig neu ermittelten Informationen und vielen beiläufig gemachten Bemerkungen und Urteilen, aber auch aus weit verstreuten Mitteilungen über die verschiedensten Lebenssituationen der Familie Jakovlev, über seine Ausbilder und Freunde erstmals den Lebens- und Entwicklungsweg dieses Künstlers zu rekonstruieren. Darüber hinaus bestand die Aufgabe, aus der Gesamtheit heute in Publikationen und im Original zugänglicher Werke das künstlerische Profil Jakovlevs zu ermitteln. Analysiert wurden schließlich die Beziehungen des Jakovlevschen Werks zur Moskauer nonkonformen Kunst, aber auch zu den Kunstentwicklungen in Westeuropa. Die Ergebnisse des Projekts liegen in der Monographie Vladimir Jakovlev. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Bietigheim-Bissingen 1995, 224 S. (einschließlich Bibliographie) vor.

 

1993 [1996] Projekt Eimermacher/Waschik/Barabanov/Sieber: Nationales Bewußtsein und Identitätsbildung. Zur Genese und Transformation nationaler und wertkonservativer Konzepte in der russischen Gegenwartskultur der 60er bis 90er Jahre (VolkswagenStiftung)

 

Von außerordentlicher kulturpolitischer und ideengeschichtlicher Aktualität für Rußland in seiner Umgestaltungsphase war Anfang der 1990er Jahre die Frage nach den Formen, Inhalten und Mechanismen der Identitätsbildung und ethischen Erneuerung angesichts einer als „Kultur des Zerfalls“ begriffenen Umgebung, die auf sowjetisch-stalinistischen Axiomen beruhte. Dabei stand im Rahmen des Projekts die Frage im Vordergrund, inwieweit das vorrevolutionäre kulturelle Erbe des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Gestalt seiner religions- und moralphilosophischen Inhalte und Traditionen durch die Revolution und die stalinistische Gesellschaft tatsächlich aus dem kulturellen Bewußtsein eliminiert worden war bzw. diese Tradition Metamorphosen aufwies, in denen sie in bestimmten Bereichen der sowjetischen Kultur des 20. Jahrhunderts fortexistierte, und nunmehr in einer „Zeit der Neubesinnung“ wiederum zu wirkungsvollen Orientierungspunkten für eine ethische Erneuerung werden konnte. Das Projekt wurde im Herbst 1996 abgeschlossen. Als eine Komponente der Projektergebnisse wurde 1998 die Dissertation von B. Sieber unter dem Titel 'Russische Idee' und Identität. Philosophisches Erbe und Selbstthematisierung der Russen in der öffentlichen Diskussion 1985-1995. Studien zum russischen Konservatismus, Teil I. 400 S. (Bd. 12/I der Reihe Dokumente und Analysen zur russischen und sowjetischen Kultur) vorgelegt. Eine weitere Publikation von E. Barabanov zur Ideologie des postsowjetischen Nationalpatriotismus steht noch zur Veröffentlichung aus.

 

1993 [1999] Projekt Kretzschmar: Systemtheoretische Studien zur Ausdifferenzierung der literarischen Kommunikation in Rußland zwischen 1700 und 1825

 

Im Rahmen des Habilitationsprojekts wurde anhand neuerer systemtheoretischer Modelle (N. Luhmann) die Ausdifferenzierung der Literatur als selbstorganisierendes Sozialsystem in Rußland im genannten Zeitraum untersucht. Als Ergebnis des Projekts wurde die Publikation (Habilitationsschrift) Dirk Kretzschmar, Identität statt Differenz: Zum Verhältnis von Kunsttheorie und Gesellschaftsstruktur in Russland im 18. und 19. Jahrhunderts. Frankfurt/M. 2002, 405 S. vorgelegt.

 

1993 [1999] Projekt Dinerštejn (Moskau): Charakter und Funktion des frühen sowjetischen Verlagssystems 1917 bis 1930

 

Im Zentrum des Projekts stand die Analyse (und Publikation) von Materialien aus dem Archiv des Staatsverlags (Gosizdat), anhand derer Organisationsprinzipien, Auswahlmechanismen, aber auch Abhängigkeiten des Staatsverlags von anderen kulturpolitisch regulierenden Organen des Staats- und Parteiapparats sowie seine insgesamt den literarischen Alltag stark mitstrukturierende Funktion rekonstruiert werden konnten. Die Ergebnisse des Projekts werden zur Zeit zur Veröffentlichung in Moskau unter dem Titel Izdanie chudožestvennoj literatury v RSFSR (1919-1924/1928). Putevoditel' po fondu Gosizdata [Die Herausgabe künstlerischer Literatur in der RSFSR (1919-1924/1928). Ein Wegweiser durch den Archivbestand von Gosizdat]. Moskau 2004, 540 S. vorbereitet.

 

1994 [1999] Projekt Bljum (St. Petersburg): Entstehung, Entwicklung und Funktionsweise der sowjetischen Zensur 1917 bis 1991

 

Dieses Forschungsprojekt basierte fast ausschließlich auf der Analyse von Archivquellen (interne Verordnungen, Anweisungen, Zirkulare, Protokolle usw.), die der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bis vor kurzem nicht zugänglich waren. Die 1999 erschienene Publikation mit dem Titel Zensur in der UdSSR. Archivdokumente 1917-1991, Bochum 1999, 575 S. besteht aus zwei Teilen (Einführung, Quellendokumentation). Eine Veröffentlichung dieses Werks in Russland wird gegenwärtig vorbereitet.

 

1995 [1997] Projekt Waschik: Data Base on Russian and Soviet Culture of the 20th Century (zusammen mit russischen und österreichischen Partnern) (INTAS EU)

 

Im Mittelpunkt des INTAS-Projekts stand die Entwicklung einer spezialisierten biobibliographischen Datenbank zu dem Bereich Personalia der russischen und sowjetischen Kultur des 20. Jahrhunderts. In zwei einander ergänzenden Arbeitsfeldern wurden von den Partnern in Moskau, Bochum und Innsbruck zwei Datenbestände recherchiert, erstellt und als Datenbank aufbereitet, die sich zum einen auf Angaben zu führenden Persönlichkeiten (Lebens- und Werkdaten) der russischen Emigration der 20er Jahre (1.800 Datensätze/Personen), zum anderen auf sowjetische Schriftsteller und Literaten (2.400 Datensätze/Personen) bezogen. Die Gesamtdatenbank umfaßt insgesamt ca. 4.300 zum Teil umfangreiche Einträge.

 

1995 [1997] Projekt Waschik: Educational Computer Systems in Human Spheres of Knowledge (zusammen mit österreichischen und russischen Partnern) (INTAS EU)

 

Die Aufgabe dieses Projekts bestand in der Entwicklung eines multimedialen und expertensystemgestützten Autorenprogramms, das die Entwicklung und Erstellung von Applikationen und Lernkursen insbesondere für den geisteswissenschaftlichen und sprachlichen Bereich gestattet. In der Projektzeit wurde ein Prototyp dieses Autorensystems (IDEA) geschaffen und eine Demonstrationsanwendung realisiert. Die Projektergebnisse wurden erstmals auf der CEBIT 1997 vorgestellt.

 

1995 [2000] Projekt Eimermacher/Klussmann/Hartmann/Hoffmann: Modell Bochum zur Weiterqualifizierung russischer Germanisten (VolkswagenStiftung)

 

Im Verlauf von fünf Ausbildungsdurchgängen (mit jeweils zwei sechswöchigen Präsenzphasen an der RUB) wurden 100 Germanistinnen und Germanisten aus allen Regionen Rußlands an der Ruhr-Universität Bochum weiterqualifiziert. Das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutschlandforschung konzipierte und durchgeführte Modell Bochum konzentrierte sich auf die Bereiche, die in der linguistisch-sprachpraktisch orientierten sowjetischen Germanistik traditionell zu kurz kamen: vor allem eine Landeskunde, die umfassende Einblicke in die neue deutsche Wirklichkeit nach der Vereinigung des Jahres 1990 ermöglichen sollte, diejenigen Epochen und Strömungen der Literaturgeschichte, die nicht zum Kanon sowjetischer Ausbildung gehörten, methodologische Fragestellungen sowie aktuelle Aspekte der Linguistik und Sprachlehrforschung. Damit wollte das „Modell Bochum“ russischen Germanisten (insbesondere auch aus der ,Provinz’) Perspektiven für eine innovative Gestaltung des Fachs eröffnen. Tatsächlich konnten durch das Weiterbildungsprojekt, wie eine Evaluierungskonferenz im Juni 2003 in Wologda bestätigte, nachhaltige Impulse zu einer Erneuerung der Germanistik an den russischen Universitäten und an Pädagogischen Instituten vermittelt werden. Auch wurde dadurch ein Netzwerk an Vertrauenspersonen in Rußland aufgebaut, das zu etlichen deutsch-russischen Kooperationsprojekten geführt hat und auch für das Institut für Europäische Kulturen sowie das Promotionskolleg Ost-West fruchtbar gemacht werden konnte. Aus dem „Modell Bochum“ sind folgende Publikationen hervorgegangen: Aus russischer Feder. Bochum 1997; In russischer Perspektive. Bochum 1998; Russische Zugriffe. Bochum 1999; Von der Moderne zur Gegenwart. Bochum 2000; Dialog mit der Dichtung. Bochum 2000 (alle hrsg. von Paul Gerhard Klussmann und Frank Hoffmann) sowie P.G. Klussmann/F. Hoffmann/S. Flegel (Hgg.),Entwürfe. Russische Studien zur deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts (Schriften zur Europa- und Deutschlandforschung, Bd. 9). Frankfurt/M. 2003; A. Hartmann/F. Hoffmann/S. Kibardina (Hgg.), Rückblicke aus Wologda. Das „Modell Bochum“ zur Weiterqualifizierung russischer Germanisten (1995-2000). Vologda 2003.

 

1996 [1998] Projekt Eimermacher/Afiani (Moskau): Decision Making in der Ideologischen Kommission des ZK der Partei, 1956 bis 1963

 

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Erarbeitung einer Dokumentation zu einzelnen kulturpolitischen „Fällen“ aus dem RGANI. Die Projektergebnisse sind unter dem Titel Kul'tura i vlast' ot Stalina do Gorbačeva. Ideologičeskie komissii CK KPSS 1958-1964. Dokumenty [Kultur und Macht von Stalin bis Gorbatschow. Die Ideologiekommissionen des ZK der KPdSU 1958-1964. Dokumente]. Moskau 1998, 552 S. erschienen.

 

1996 [1999] Projekt Vondrášek/Eimermacher: Sowjetisches Kulturmodell und das tschechische Theater, 1945 bis 1989. Zum Spannungsverhältnis zwischen der tschechoslowakischen Kulturpolitik und dem tschechischen Theater während der kommunistischen Diktatur (VolkswagenStiftung)

 

Gegenstand des Forschungsprojekts war die Analyse des Spannungsverhältnisses zwischen der tschechoslowakischen Kulturpolitik und der Kunst (am Beispiel des tschechischen Theaters) in den Jahren 1945 bis 1989 sowie die dadurch entstandenen Differenzierungsprozesse innerhalb dieses Kulturbereichs. Die Untersuchung konzentrierte sich dabei auf den konzeptionellen Wandel in historischer und struktureller Hinsicht. Die Projektergebnisse wurden unter dem Titel Sowjetisches Kulturmodell und das tschechische Theater 1945-1968. Zum Spannungsverhältnis zwischen tschechoslowakischer Kulturpolitik und tschechischem Theater, Bochum 1999, 587 S. sowie in einem ergänzenden Dokumentenband (Bochum 1999, 769 S.) vorgelegt (Band 14/I und II der Reihe Dokumente und Analysen zur russischen und sowjetischen Kultur).

 

1996 [2001] Graduiertenkolleg Eimermacher/Bonwetsch/Beilenhoff/Haardt u.a.: Kulturelles Bewußtsein und sozialer Wandel in der russischen und sowjetischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts (DFG)

 

Das Graduiertenkolleg mit einer Laufzeit von vier Jahren (zwei Förderphasen) verfolgte das übergeordnete Ziel, die soziokulturellen Wandlungsprozesse und Alternativenbildungen zu erforschen, die sich in den unterschiedlichen Bereichen der russischen und sowjetischen Kultur (Literatur, bildende Kunst, Theater, Film, Musik, Philosophie, Historiographie) des 20. Jahrhunderts manifestieren. Der wissenschaftliche Schwerpunkt lag außer auf den inhaltlichen Forschungszielen der jeweiligen Dissertationsprojekte auf der interdisziplinären Ausrichtung sowohl des Forschungs- als auch des Studienprogramms.

 

Zu den Kernzielen des Kollegs gehörte, spezifische Umbruchphasen der russischen und sowjetischen Kultur in den verschiedenen Einzelprojekten interdisziplinär zu analysieren und hinsichtlich ihrer Bedeutung für den gesellschaftlichen wie kulturellen Entwicklungsprozeß der letzten einhundert Jahre zu untersuchen. Durch die Verbindung von Einzelanalysen und themenübergreifender Fragestellung ermöglichte das Graduiertenkolleg, Strukturphänomene kultureller Wandlungsprozesse herauszuarbeiten und Hinweise auf Inhalte, Formen und Mechanismen der Systemtransformation in der russischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts zu geben. Da sich das Graduiertenkolleg auf jene Perioden konzentrierte, die mit wichtigen sozialgeschichtlichen Veränderungen korrespondieren, kam den folgenden Phasen eine besondere Bedeutung zu: der Beginn der russischen Moderne und die Avantgarde-Bewegungen (1890-1917), die Zeit des revolutionären Experiments und der Diskussion um eine alternative politische und kulturelle Zukunft (1917-1925), der Aufbau des stalinistischen Herrschaftsmodells (1927/28-1936), die Epigonalisierung des stalinistischen Kulturmodells sowie der erste politische Systemwandel der sogenannten „Tauwetter-Zeit“ (1948/49-1956), eine zweite Modernisierungsphase von 1957-1966/68, die Zeit der Perestrojka (1984/85-1991) und die Zeit der sogenannten Post-Perestrojka (1994-1999). Die Analyse dieser Phasen erlaubte eine präzisere Einschätzung der politischen wie kulturellen Transformationsprozesse der Sowjetunion und Rußlands sowie seiner spezifischen Entwicklungsprobleme. Nachdem der Schwerpunkt der ersten Förderperiode (1996-1998) auf der Analyse bestimmter, in ihrer soziokulturellen Interaktion besonders dynamischer Zeiträume der russischen und sowjetischen Kulturentwicklung lag, wurde das Kolleg in der zweiten Phase (1999-2000) stärker intermedial ausgerichtet. Für die erste Kollegphase wurden zwölf Doktorandenstipendien und ein Postdoktorandenstipendium vergeben. Die Kollegiaten waren im einzelnen:

 

Daniel Droste: Parteien und politische Kultur. Die Entwicklung eines Parteiensystems in der Russischen Föderation. Isabelle Guntermann: Melancholie in der russischen Moderne – Studien zum Werk Innokentij Annenskijs. Nikolas Hülbusch: Historiographische und hagiographische Aspekte in der Kanonentwicklung des Führerbildes im sowjetischen Spielfilm der Stalinzeit. Ursula Justus: Zur medialen Vermittlung des Stalinkults. Kunst und Literatur als Mythenfabrik. Christiane Klebl: Transformiertes Gedächtnis: Formen christlicher Kunst im russischen Plakat 1918-1941. Anja Kreisel: Der Wandel der russischen Presse und ihre Rolle in der politischen Kultur Rußlands. Karen Laß: Strukturpolitische Vorgaben und Unterwanderungsstrategien – Kulturpolitik in der Sowjetunion vom Tauwetter bis zur Perestrojka. Ulrike Notarp: Analyse des russischen Interdiskurses und seiner Entwicklung am Material von Schulbüchern der russischen allgemeinbildenden Schulen. Eine kultur- und diskurstheoretische Untersuchung. Henrike Schmidt: Wortmusik, Schrifttanz, Textbilder. Intermediale Sprachkonzeptionen in der russischen Poesie des 20. Jahrhunderts. Annette Semrau: Totalitäre Kanones in der Wissenschaft. Die Auswirkungen des Marrismus auf die Philologie am Beispiel von Ol'ga M. Frejdenberg (1890-1955). Sylvia Wawrzinek: Russische literarische Utopien der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und ihre Ursprünge im utopischen Denken des 19. Jahrhunderts. Barbara Wittwer: Sowjetische Museumsarbeit 1917-1932: Konzeptionen und Praxis. Dr. Verena Krieger: Das Politische in der frühen russischen Avantgarde.

 

Weitere Doktoranden am Lotman-Institut waren zeitgleich: Claudia Beelitz: Das Werk des Malers Ėduard Štejnberg (Doktorandenstipendium der Esser-Stiftung). Maria Brauckhoff: Anatolij Vasil'evs Theater „Schule der dramatischen Kunst“ und seine Bedeutung für das moderne russische Theater (Evangelischen Studienstiftung Villigst). Valerij Gretchko: Sprachexperimente der russischen Futuristen. Klaus Linder: Aleksandr Tufanov und die Traditionen der zaum'-Dichtung.

 

An der zweiten Periode des Kollegs nahmen teil: Nancy Aris: Die Geschichte der Moskauer Metro. Formen und Mechanismen der Geschichtsschreibung im Stalinismus. Petra Becker: Buchmarkt und Verlagstätigkeit in der sowjetischen und postsowjetischen Gesellschaft. Björn Fritsch: Die russische Rockmusik – Entwicklung und Rezeption einer spezifischen Ausdrucksform der Jugendkultur in der Sowjetunion. Ingo Grabowsky: Die Abteilung für Agitation und Propaganda des CK RKP(b), VKP(b) und ihre Nachfolgeorganisationen. Struktur, Entwicklung und Funktion. Anke Hennig: Die Widerspiegelung der Wirklichkeit in den Formen der Wirklichkeit selbst. Zum Zusammenhang von Narrativisierung der Künste und medialem Synkretismus im Stalinismus. Anke Hilbrenner: Geschichte und Gedächtnis und ihre Funktion beim Differenzierungsprozeß jüdischer nationaler Identität. Eine historische Studie über die Möglichkeiten von Geschichtsschreibung am Beispiel des Lebens und Wirkens Simon Dubnovs. Michael John: Kult und Mythos in der sowjetischen Musik der 30er-50er Jahre. Versuch einer musikalischen Semiotik des sozialistischen Realismus. Katrin Mundt: Gedächtnis und Erinnerung im Moskauer Konzeptualismus, exemplarisch untersucht anhand des Werks von D.A. Prigov. Anne Rörig: Die Erkenntnistheorie, Anthropologie und soziale Philosophie Semen L. Franks und ihre Rezeption in der sowjetischen und postsowjetischen Zeit. Christian Schönegger-Zanoni: Michail Bachtin: Phänomenologische und hermeneutische Koordinaten. Dagmar Steinweg: Von Schlüsseln zum Glück und Kreuzwegen der Leidenschaft – Untersuchungen zur russischen populären Frauenliteratur der Jahrhundertwende. Heike Winkel: Zwischen Geheimnis und Öffentlichkeit. Zur Typologie des Briefes in den dreißiger Jahren. Bettina Henn: Mejerchol'ds Inszenierungen in ihrer Beziehung zur westeuropäischen Theater-Avantgarde. Dr. Bettina Sieber: „Hurra! Es lebe die Demokratie!“ Die satirische Verarbeitung von gesellschaftlicher Transformation und individueller Neuorientierung in der russischen Prosa und Publizistik der achtziger und neunziger Jahre. Dr. Nikolaj Plotnikov: Russische Philosophie im europäischen Kontext (erste Hälfte des 20. Jh.s). Die Konzeption einer ‘konkreten Subjektivität’.

 

Die fachliche Betreuung der Kollegiaten übernahmen: Bernd Uhlenbruch (Lotman-Institut, Sprecher des Kollegs), Wolfgang Beilenhoff (Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften), Bernd Bonwetsch (Fakultät für Geschichtswissenschaft/Osteuropäische Geschichte), Karl Eimermacher (Lotman-Institut), Alexander Haardt (Institut für Philosophie), Monika Steinhauser (Fakultät für Geschichtswissenschaft/Kunstgeschichtliches Institut). Außerdem waren an dem Graduiertenkolleg beteiligt: Ulrike Goldschweer (Methodologie, Literatur), Michael Hagemeister (Russische Philosophie und Geistesgeschichte), Klaus Waschik (Geschichte, Plakatkunst, Literatur), Karel Vondrašek (Theater, Film).

 

1996 [2001] Projekt Eimermacher: Kulturpolitische Entscheidungsmechanismen im Apparat des Zentralkomitees der KPdSU (1953-1957)

 

Bei der Fortsetzung des kulturpolitischen Projekts mit dem RGANI ging es um die Erarbeitung einer textkritischen Dokumentation zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen unterhalb der Ebene des ZK und des Politbüros im Vorfeld des ersten russischen Tauwetters unter N. Chruščev. Die Ergebnisse wurden 2001 unter dem Titel Kul’tura i vlast’. Apparat CK KPSS i kul’tura 1953-1957. Moskau 2001, 803 S. veröffentlicht.

 

1996 [2003] Projekt Eimermacher/Waschik: Formen, Mechanismen und Strukturen der sowjetischen Kulturpolitik von 1917 bis 1940 (In Zusammenarbeit mit: ROSARCHIV, RGASPI, RGANI, GARF, RGALI, Staatl. Kino-Photo-Archiv Krasnogorsk) (DFG)

 

Im Rahmen dieses auf sechs Jahre angelegten Projekts wurden Mechanismen der Entscheidungsfindung in der sowjetischen Kulturpolitik dokumentiert und analysiert. Das Projekt konzentrierte sich dabei vor allem auf die Strategien, welcher sich die zentralen ideologie- und herrschaftssichernden Behörden und Einrichtungen zur kulturpolitischen Steuerung in der apparatsinternen Kommunikation bedienten, und liefert Aufschluß über interne und öffentliche Entscheidungsprozeduren. Das Gesamtprojekt war chronologisch nach Perioden gegliedert (Teil I: 1917-1939; Teil II: 1940-1975) und wurde organisatorisch in einer Reihe von archivübergreifenden Teilprojekten (Literatur, Plakat/Agitprop, Organisationsstruktur, Personalia, Bildende Kunst, Film) realisiert. Die Mitarbeiter der Einzelprojekte setzen sich hauptsächlich aus russischen Archivaren und Historikern zusammen. Die Ergebnisse des Projekts liegen in einer Reihe von Arbeitsberichten vor. Zentrales Ergebnis des Projekts ist jedoch eine Textdatenbank mit Beschreibungen von 15.600 kulturpolitischen Dokumenten (ideologische Mustertexte, Erlasse, Verordnungen, Zirkulare usw.) und eine Sammlung von ca. 3.000 ausgewählten Volltexten (Reproduktionen von Originaldokumenten). Der thematische Schwerpunkt der zweiten Projektphase (1940-1975) bestand in der Analyse der strukturellen Modifikationen und des allmählichen Systemverfalls der sowjetischen Kulturpolitik vom Beginn der vierziger bis zum Ende der achtziger Jahre. Hierbei wurde vor allem untersucht, wie und in welchen Stadien sich der zunehmende Verlust an kulturpolitischer Steuerungsfähigkeit und notwendiger Systemerneuerung vollzog. Ein zusätzliches Sonderprojekt zum persönlichen Archiv Stalins (850 Dokumente) schloß das Gesamtprojekt 2003 ab. U.a. auf der Basis dieses Projekt ist die Publikation von Ingo Grabowsky, Agitprop in der Sowjetunion. Die Abteilung für Agitation und Propaganda 1920-1928. Bochum 2004 (Band 21 der wissenschaftlichen Reihe des Lotman-Instituts) erschienen. Weitere Publikationen von Tatjana Gorjaeva zur Entwicklung der Organisationsstrukturen der sowjetischen Kulturpolitik und Klaus Waschik zur Kulturpolitik im Bereich des Plakats sind in Vorbereitung und werden im Verlauf des Jahres 2004 erscheinen.

 

1997 [2003] Projekt Eimermacher/Barabanov (Moskau): Die russisch-sowjetische bildende Kunst der letzten 50 Jahren (1945-1995) (DFG)

 

Die offizielle und inoffizielle (nonkonforme) Kunst Rußlands zwischen 1945 und 1995 stand im Mittelpunkt dieses Projekts, in dessen Rahmen die Kunstentwicklung unter den Bedingungen des stalinistischen Kulturmodells (1945 bis 1953/1955) und der nachfolgenden Transformationen dieses kulturpolitisch und allgemeinästhetisch unterschiedlich normstiftenden kulturellen und künstlerischen Steuerungssystems unter der Regierung Chruščev, Brežnev, Andropov und Černenko (1955/1956 bis 1985/1986) sowie seiner Auflösung während der Perestrojka-/Nachperestrojka-Zeit (1986/1987 bis 1995) systematisch untersucht wurde. Es sollte erstmals der Versuch unternommen werden, die tatsächlich zunehmende Ausdifferenzierung offiziell homogenisiert dargestellter Kunstentwicklung im Spannungsverhältnis zwischen Ideologie und Ästhetik sowie mit der heterogen sich darstellenden Vielfalt nonkonformer Kunst, den zwischen beiden künstlerisch und öffentlich unterschiedlich organisierten Räumen sowie den vielfältigen, aber meist verdeckten Wechselbeziehungen aller künstlerischen Ausfächerungen untereinander zu analysieren und soziokulturell zu interpretieren. Grundlage der Untersuchung waren offizielle und inoffizielle Kunstwerke und Veröffentlichungen, die im Samizdat/Tamizdat bis 1986/1987 im westlichen Ausland oder danach in der SU/Rußland erschienen sind. Der methodische Ansatz war weitgehend semiotisch begründet, systemtheoretisch sowie historisch-typologisch und kulturorientiert ausgerichtet. Das Projekt wurde 2002 abgeschlossen, eine Monographie (Barabanov), eine umfangreiche Quellendokumentation (Werkverzeichnisse, Bibliographie) sowie eine Sammlung von Künstler-Features werden derzeit zum Druck vorbereitet.

 

1998 [2004] Projekt Eimermacher/Herrmann/Korn/Volpert (und russische Partner): Die Beziehungen zwischen Russen und Deutschen im 20. Jahrhundert (Fortsetzung des Wuppertaler Lev-Kopelev-Projekts)

 

Lev Kopelev verfolgte das Ziel, die verschütteten deutsch-russischen Erfahrungen vergangener Jahrhunderte (bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts) dem historischen Gedächtnis wieder verfügbar zu machen. Kopelevs umfangreiche Vorarbeiten wurden seit 1998 mit zwei umfangreichen Publikationen in Bochum zuende geführt. Hieran schlossen sich zwischen 1998 und 2003 Forschungen an, denen es um eine eingehende Analyse der deutsch-russischen Kulturbeziehungen im 20. Jahrhundert geht. Sie sind geprägt durch zwei Weltkriege und den sich an sie anschließenden Kalten Krieg sowie das Zusammenwachsen Europas seit den 1990er Jahren: durch Entfremdung, Konfrontation einerseits, andererseits aber durch ein sehr widersprüchliches Verhältnisse von Nähe und Ferne, für die erstörungen wie auch ein konstruktives Miteinander charakteristisch sind.

 

Projektrahmen: Die Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen war im 20. Jahrhundert einem sprunghaft vervielfältigten Komplex von Wirkungsfaktoren ausgesetzt. Sie wurden maßgeblich von spezifischen Faktoren bestimmt, die das 20. Jahrhundert allgemein charakterisieren und seinen Verlauf bedingen. Hierzu gehören die technische Revolution der Kommunikationsmittel, die Herausbildung der Massengesellschaft, die notwendige Umstrukturierung der gesellschaftlichen und politischen Lebensformen, die sozialen Umbrüche und die entstehenden scharfen innergesellschaftlichen politischen und ideologischen Gegensätze, die kulturelle Moderne mit ihrer spezifisch vielschichtigen Prozeßhaftigkeit und die neue isolierte, nicht selten ohnmächtige Situation des Individuums. Dabei spannte sich ein gemeinsamer Bogen von der hyperideologischen Aufladung vieler Diskussionen der ersten Jahrzehnte mit ihren neuen Mythen, Symbolen und Ersatzkulten über den propagandistischen Sieg der ideologischen Systeme von Nationalsozialismus und stalinistischem Sozialismus, den Terror der feindlichen Diktaturen, die spiegelbildliche, jeweils anders gepolte dichotome Weltsicht des Kalten Krieges bis zu deren Aufweichung und Sprengung. Daraus resultiert eine Parallelität von Lebensläufen, Verfolgung und Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen, Emigrationswellen, Generationskonflikten und wechselnden Identifikationsmustern. Trotz der antagonistischen Konfrontationen und langen Phasen der Isolation kann die Kenntnis gerade dieser Problemlage Wege zur Anbahnung neuer Beziehungen oder zum Anknüpfen an vergangene Begegnungen eröffnen.

 

Fragestellungen: Aus den Prämissen ergaben sich für die Fortsetzung des Wuppertaler Kopelev-Projekts in Bochum Problemstellungen, die einzelne wichtige Knotenpunkte der Entwicklung in den Blick nehmen, aber auch auf Zusammenhänge gerichtet waren, die weit über das deutsch-russische Verhältnis hinausweisen. Die Untersuchungen, die sich vor dem Hintergrund bisheriger Forschung und neuer vertiefender Archivstudien zu den historischen Fragestellungen intensiv mit den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur beschäftigen, konzentrieren sich vor allem auf die komplexen Voraussetzungen für die Entwicklung unterschiedlicher Verstehenshaltungen und ihre Modifikation, Korrektur, Durchbrechung und – falls nötig – Überwindung. Gesellschaftspolitische Konzeptionen, ihre propagandistische Funktionalisierung und das getrennte wie gemeinsame Suchen nach den humanistischen Voraussetzungen für eine längerfristig angelegte Zusammenarbeit, auch im gesamteuropäischen Sinne, werden als wichtige Aspekte sowohl für eine heute mehr denn je notwendige Vergangenheitsbewältigung (Fakten und Mythen) als auch als eine gemeinsame Zukunft ohne ein spiegelverzerrtes Bewußtsein angesprochen. Nach mehrjähriger Zusammenarbeit von ca. 150 deutschen und russischen Wissenschaftlern liegt inzwischen ein gewaltiger Erfahrungsschatz vor, der an den Kristallisationspunkten der deutsch-russischen Wechselbeziehungen – v. a. in den Bereichen Literatur, Theater, Film, Musik, bildende Kunst und Rundfunkgeschichte – neue Einsichten in die Gestaltungshemmnisse und -möglichkeiten interkultureller Beziehungen für eine breitere Öffentlichkeit verfügbar macht.

 

Publikationen: Erschienen sind bisher zwei Sonderbände unter den Titeln Dagmar Herrmann, Mechthild Keller (Hgg.), Zauber und Abwehr. Zur Kulturgeschichte der deutsch-russischen Beziehungen. München 2003, 363 S. (Band I) und Dagmar Herrmann, Astrid Volpert (Hgg.), Traum und Trauma. Russen und Deutsche im 20 Jahrhundert, München 2003, 367 S. (Band II). Die noch ausstehende Fortführung der Veröffentlichungsreihe ist nach thematisch-chronologischen Blöcken geordnet, die in den bisherigen (noch von Lev Kopelev betreuten) Bänden vollzogene Trennung nach Perspektiven (Rußland aus deutscher und Deutschland aus russischer Sicht) entfällt in den Veröffentlichungen zum 20. Jahrhundert. Block 1 (2 Bände): Die Phasen des Ersten und Zweiten Weltkrieg; Block 2 (2 Bände): Die Zwischenkriegszeit; Block 3 (1 Band): Die Zeit von 1945 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

 

1998 [1999] Projekt Waschik/Baburina (Moskau): 1917. Plakat und Revolution. Ein multimediales Übungsprogramm zur Geschichte des russischen und sowjetischen Plakats

 

Gegenstand dieses Projekts war die Konzipierung und Entwicklung einer multimedialen Lernanwendung zum russischen und sowjetischen Plakat in der Umbruchszeit vor und nach dem Jahr 1917. Die Lernziele des multimedialen Kurses bestehen darin, die strukturellen, ästhetischen, funktionalen und ideologischen Veränderungen aufzuzeigen und zu vermitteln, die das russische Plakat im Umfeld der Oktoberrevolution durchläuft. Ein interaktiver Übungsapparat rundet die Präsentationsteile ab und erlaubt ein individuelles Lernen mit dem erstellten Kursmaterial. Die Ergebnisse des Projekts wurden als multimediale interaktive Anwendung präsentiert und sind im Juli 1999 in Moskau als CD-ROM veröffentlicht worden. 1917. Plakat v revoljucii – revoljucija v plakate. Mul’timedijnyj komp’juternyj kurs po istorii russkogo i sovetskogo plakata (1917. Plakat in der Revolution - Revolution im Plakat. Multimedialer computergestützter Kurs zur Geschichte des russischen und sowjetischen Plakats). Moskau 1999.

 

1998 [2001] Projekt Waschik/Baburina (Moskau): Werben für die Utopie. Das russische und sowjetische politische Plakat des 20. Jahrhunderts als ästhetisches und soziokulturelles Zeichen. Ikonographische und funktionsanalytische Entwicklungsaspekte eines kunstgeschichtlichen und ideologischen Genres (Fritz Thyssen Stiftung)

 

Das Projekt setzte sich zum Ziel, auf der Grundlage umfangreichen Originalmaterials (ca. 3.500 Plakate, Archivtexte) zentrale Aspekte der kunsthistorischen, politischen und ideologischen Entwicklung des russischen bzw. sowjetischen politischen Plakats von der Jahrhundertwende bis in die 1990er Jahre zu untersuchen. Im Mittelpunkt dieses Vorhabens stand die Frage nach Formen, Strukturen und Funktion der Plakatentwicklung sowie nach den Interdependenzen, die die Plakatkunst im Kontext historisch-politischer, ideologischer und anderer Systeme der russischen und sowjetischen Kultur aufweist. Vor dem Hintergrund umfassender soziokultureller Wandlungsprozesse sollte die Geschichte des Plakats unter produktions- und rezeptionsästhetischen Gesichtspunkten untersucht werden. Als Ergebnis des Projekts sollte eine zeichen- und funktionsspezifische Geschichte des russischen und sowjetischen Plakats entstehen, in der Probleme der Kanonisierung bzw. Repertoire-Bildung und des Verfalls von Symbolwelten im Spannungsfeld zwischen Handlungsanleitung und Utopie-Entwurf in gleicher Weise sichtbar werden. Zu diesem Problemkreis gehörten auch Fragen der Produktionsbedingungen, der Präsentations- und Einsatzformen sowie der Zensur und politischen Steuerung der Plakatkunst durch Partei und Verlage. Das Projekt wurde 2002 abgeschlossen; als Ergebnis wurde 2003 eine Geschichte der russischen und sowjetischen Plakatkunst mit dem Titel Klaus Waschik/Nina Baburina, Werben für die Utopie. Russische Plakatkunst des 20. Jahrhunderts. Bietigheim/Bissingen 2003, 416 S. (mit begleitender DVD-ROM) vorgelegt. Außerdem ist zum Thema Feindbilder im Plakat eine russischsprachige Kurzfassung des Aufsatzes von Klaus Waschik Metamorphosen des Bösen. Semiotische Grundlagen deutsch-russischer Feindbilder in der Plakatpropaganda der 30er bis 50er Jahre (Publikation im Rahmen des Kopelev-Projekts vorgesehen) erschienen unter Metamorfozy zla. Obraz vraga v nemeckom i sovetskom plakate, RODINA 10/2002 (Moskau), S. 14-17. Weitere Publikationen zur sowjetischen Plakatpolitik und ein Verzeichnis russischer-sowjetischer Plakatkünstler sind in Druckvorbereitung. Das Projekt wird in thematischen Teilprojekten fortgeführt. Weitere Projektergebnisse befinden sich auf dem speziellen Projektserver www.russianposter.ru. Als besonderer Projektabschluß wurde im März 2004 in Zusammenarbeit mit dem Folkwang-Museum Essen eine umfangreiche Ausstellung zur russischen und sowjetischen Plakatkunst präsentiert.

 

1999 [2001] Projekt Waschik: Signs for a Better Future. Soviet Poster Art and Visual Communication (zusammen mit N. Baburina, S. Artamonova u.a.) (INTAS EU)

 

The goal of the project was to reconstruct the Soviet Poster history from 1917 up to the end of the Stalin era in the form of a text and image data base (Virtual Museum) based on apr. 3,500 Russian and Soviet posters (political posters, film and theatre posters, advertisement posters), which came from the collection of the Russian State Library. The visual data base not only presents computer images of the most important posters; it also includes a differentiated scholarly archive of texts and photographs that allows access to background information for every poster. In addition, the visual data base have a thesaurus (key words, thematic topics) that makes possible multi-faceted research options for themes, periods and compositional structures of the posters. Furthermore, detailed vitae permit insight into the individual works of the poster artists. As the main result a DVD-ROM has been published which contains the Virtual Museum of Russian Poster, a multi-media poster database with various search options.

 

2000 [2003] Projekt Vondrášek/Eimermacher: Transformationsprozesse der tschechischen Kultur 1990-1997 (DFG)

Gegenstand des Forschungsprojekts sind Transformationsprozesse der tschechischen Kultur zwischen 1990 und 1997, die anhand der Entwicklung des Theaters und Films und ihrer spezifischen kommunikativen Interaktionsformen (szenisch gestaltete Aufführungen und unterschiedliche Live-Produktionen) untersucht werden sollen. Dem unmittelbaren Kontakt zwischen den genannten Medien und ihren Rezipienten kommt daher besondere Bedeutung zu, um die sich hier ergebenden einschlägigen Kommunikationsprozesse verfolgen zu können. Ziel des Forschungsprojektes ist die Analyse und Interpretation der genannten Bereiche der tschechischen Kultur zur Rekonstruktion der Prinzipien und Mechanismen ihrer grundlegenden Umstrukturierung im Anschluß an die lange Periode ihrer Funktionalisierung durch die Politik. Im Mittelpunkt steht daher die Transformation (Kontinuität, Verfall, Regenerierung und Neuorganisation) zentraler Kommunikationsmodelle und -gewohnheiten.

 

2007 [2009] Editionsprojekt des redaktionellen Briefwechsels der russischen Emigrantenzeitschrift der 1920er – 1930er Jahre „Sovremennye zapiski“ / Schruba (DFG-Förderung)

Das Forschungs- und Editionsprojekt „Sovremennye zapiski“ ist der bedeutendsten russischen Emigrantenzeitschrift der Zwischenkriegszeit gewidmet (Paris, 1920–1940. № 1–70). Anhand des im Leeds Russian Archive entdeckten Nachlasses von V.V. Rudnev sowie der in der Lilly Library (Bloomington, Indiana, USA) aufbewahrten Teile des redaktionellen Archivs von V.M. Višnjak und anderer Archivmaterialien sind die „Sovremennye zapiski“ als soziokulturelles und literarhistorisches Phänomen im Spannungsfeld zwischen kultureller Tradition und Innovation untersucht worden. Ein internationales und interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsteam aus 25 Wissenschaftlern hat in Einzelstudien unterschiedliche Adaptionsstrategien russischer Emigranten an die radikal neue Situation des Exils nachgezeichnet und einen zentralen Beitrag zur Literatur- und Kulturgeschichte der „ersten Welle“ der russischen Emigration geleistet. In einer elektronischen Datenbank wurden Primär- und Sekundärquellen zu den „Sovremennye zapiski“ gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (http://www.emigrantika.ru/news/7-sovremen). Ein repräsentativer Querschnitt von ca. 100 Briefwechseln der Redaktion mit verschiedenen Autoren wurde im Verlag „Novoe literaturnoe obozrenie“ in Moskau (2011–2014) in einer umfassend kommentierten vierbändigen Ausgabe veröffentlicht:

http://www.nlobooks.ru/node/730
http://www.nlobooks.ru/node/1633
http://www.nlobooks.ru/node/2730
http://www.nlobooks.ru/node/3961

Es ist ferner 2010 in dem Verlang „Novoe literaturnoe obozrenie“ in Moskau ein Konferenzband (http://www.nlobooks.ru/node/980) erschienen.

 

2009 [2014] Russische Regionen (RuReg) - Akustische Datenbank mit diskursiver Annotation / Sappok (DFG-Förderung)

Das Seminar für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Prof. Sappok arbeitet derzeit am Aufbau einer akustischen Datenbank für die Sprache Russisch. Diese Datenbank soll neben der Standardsprache auch Dialekte und Soziolekte enthalten und wird von Mitarbeitern des Seminars für Slavistik mit diskursorientierten Annotationen versehen.
Das Labor für Angewandte Informatik und Datenbanken entwickelt in diesem Projekt eine webbasierte Anwendung zur Darstellung, Auswertung und Bearbeitung der in diesem Projekt gewonnenen Audio-Datenbestände.
Das Projekt besteht seit 2009 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Es wird in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum und der Staatsbibliothek zu Berlin bearbeitet.

 

2010 [2013] Estrada! Schlager und Gesellschaft in der Sowjetunion im Zeitraum von 1953 bis 1985 / Grabowsky (DFG-Förderung)

Das Forschungsprojekt „Ėstrada! Schlager und Gesellschaft in der Sowjetunion im Zeitraum von 1953 bis 1985“ untersucht die Geschichte des russischsprachigen populären Liedes und seine Bedeutung für die sowjetische Gesellschaft. Schlager ist im sowjetischen Zusammenhang als populäres, politisch akzeptiertes Unterhaltungslied, Ėstrada-Musik als Diskurspraktik der sowjetischen Schlagermusik und ihrer Protagonisten zu definieren. Ziel ist es, die Entwicklung der Ėstrada-Musik im Wechselspiel von Produktion, staatlicher Einflußnahme und Publikumsinteressen zu untersuchen. Darüber hinaus ist ihre gegenwärtige Nachwirkung in der russischen Gesellschaft von Interesse. Der Untersuchungszeitraum setzt mit dem Tod Stalins 1953 ein, der ein Aufbrechen des monolithischen Charakters des kulturellen Lebens und damit auch der populären Musik mit sich bringt. Er endet mit den politischen Zäsuren der Jahre 1979/80, die Änderungen der Kulturpolitik und des kulturellen Lebens hervorrufen. Den Untersuchungsgegenstand bilden erstens die Arbeit der Komponisten, Textdichter und Interpreten bei der Produktion von Schlagern, zweitens die Funktion staatlich-parteilicher Kontroll- und Steuerungsinstanzen im Entstehungsprozeß populärer Lieder und drittens die für die Evolution des Schlagerschaffens bedeutsame technische und mediale Entwicklung. Zu untersuchen sind Wechselbeziehungen und Querverbindungen dieser Faktoren mit der Aneignung von Schlagern als in der Alltagswelt omnipräsenten Modellen der Wert- und Normentwicklung sowie der Identifikation und Gruppenbildung durch die Konsumenten. Als Untersuchungsmaterial dienen öffentlich zugängliche und archivalische Quellen sowie Interviews mit Zeitzeugen.

 

2011 [2014] RussianHQ / Waschik

Ziel des Projektes ist die abschließende Modellierung, Realisierung und Implementierung eines Lern- und Studiensystems (Arbeitstitel: RussianHQ), mit der die Lesefertigkeit Russisch (für Kulturwissenschaftler) interaktiv vermittelt und systematisch ausgebaut werden kann. Diese Fertigkeit soll auf der Grundlage von 450 thematisch gefächerten Originaltexten (Sekundärtexten) geübt und entwickelt werden, die - nach Schwierigkeits- bzw. Komplexitätsgrad und Thema geordnet - in einzelnen didaktischen Einheiten enthalten sind. Es handelt sich dabei um ein integriertes System von insgesamt 45 didaktischen Einheiten, die zu einzelnen Kursen unterschiedlicher Länge und Komplexität (Schwierigkeit) konfiguriert werden können. Die didaktischen Einheiten können sowohl lehrer- bzw. tutorenbegleitet als auch im Selbststudium erarbeitet werden. Neben diesen Einheiten verfügt RussianHQ über einen Lernmanager, der die Abfolge der Einheiten regelt und protokolliert, und ein umfangreiches Spektrum an Übungs- und Hilfsfunktionen (z.B. interaktive Übungen, Wörterbuchfunktion, grammatische Tafeln etc.), die das Lesen erleichtern.

 

2012 [2015] „Fiktionale Gedankenexperimente. Kontrafaktisches Erzählen zwischen Wissenschaft und Literatur“. / Nicolosi (DFG-Förderung)

„Fiktionale Gedankenexperimente. Kontrafaktisches Erzählen zwischen Wissenschaft und Literatur“. Teilprojekt im Rahmen der interdisziplinären DFG-Forschergruppe „Was wäre wenn? Zur Bedeutung, Epistemologie und wissenschaftlichen Relevanz von kontrafaktischen Aussagen und Gedankenexperimenten“
Das Projekt untersucht die narrative Dimension von kontrafaktischen Gedankenexperimenten im Spannungsfeld von Wissenschaft und Literatur. Im Zentrum stehen zum einen die kognitive Funktion von Narrativen in kontrafaktischen Gedankenexperimenten sowie die Adaptation und Transformation dieser argumentativ-narrativen Strukturen in fiktionalen Texten. Zum anderen untersucht das Projekt, inwieweit bestimmte fiktionale Texte als narrative Gedankenexperimente zur kontrafaktischen Falsifizierung von wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen fungieren können. Ziel des Projekts ist die Ausarbeitung von erzähltheoretischen Kriterien für die Analyse von kontrafaktischen Narrativen und deren Transformationen zwischen wissenschaftlichem und literarischem Diskurs. Die Untersuchung wird am Beispiel der russischen Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts durchgeführt, die in einem gesamteuropäischen Kontext betrachtet.